Aufarbeitung in der Geschichte

„Lügen haben lange Beine“1


Bis heute fehlt eine korrekte historische Aufarbeitung des Rauswurfes von Paul Bosse aus dem Paul-Gerhardt-Stift als Chefarzt (1919–1935) und des Schicksals seiner Privatklinik durch Stadt und Evangelische Kirche2. Die 1944 beschlagnahmte Klinik wurde in das Paul-Gerhardt-Stift eingegliedert, 1946 nach mühsamem Rechtsstreit mit dem Stift wieder eröffnet. Sie wurde zu DDR-Zeiten zu einer der renommierten Geburtskliniken des Staates. 1993 wurde ihr Ende beschlossen, 1996 fand die letzte Geburt in ihren Räumen statt.

Wie wenig bisher das Schicksal der Privatklinik genau untersucht wurde, illustrieren die heute noch unwidersprochenen Zitate, ganz einer rechtfertigenden Rhetorik verpflichtet, von denen offiziell kein Abstand genommen wird. „Ungewollt und unverschuldet sollte das Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift in späteren Jahren [ab 1937] durch diese Klinik [Bosse-Klinik] noch sehr viel Schwierigkeiten bekommen“, beschreibt Böhmer 1978 die 'Folgen' der Gründung der Bosse-Klinik. 1983 differenziert er: „Es gab allerdings seit 1937 immer wieder Schwierigkeiten mit der benachbarten Klinik von Dr. Bosse.“ Am Ende des Absatzes erwähnt er die hohen Mietbeträge, die das Stift für die „unfreiwillige“ Nutzung nach der Beschlagnahme und Eingliederung der Bosse- Klinik in das Paul-Gerhardt-Stift, die er verschweigt, habe zahlen müssen: „In den ersten Nachkriegsjahren erwuchsen ...[hieraus] für das Krankenhaus erhebliche Schwierigkeiten“. 1988 und 2009 heißt es: „Daraus [Folgen der sog. aufgezwungenen Nutzung der Bosse-Klinik] erwuchsen dem Krankenhaus später noch viele Schwierigkeiten“. Dieser Geschichtsfälschung entgegenzutreten, wurde bisher nicht für nötig befunden.

Keinesfalls dürfen die mutigen Schönstätter Marienschwestern, die den Betrieb der Bosse-Klinik von 1936 an ermöglichten und dabei ins Visier der Gestapo kamen, vergessen werden. Auch muss an die Diakonissenschwestern des Stifts gedacht werden, die nach Konflikten mit ihrer Klinikleitung 1940 nach Burgwedel auszogen. Die Klinikleitung des Paul-Gerhardt-Stifts kooperierte „besonders gut“3 mit den lokalen Nationalsozialisten. Gleichfalls warten die in den Jahren von 1934 bis 1944 im Paul-Gerhardt-Stift Zwangssterilisierten auf späte Rehabilitierung. Für die Zwangssterilisationen der Jahre 1934/35 wird Paul Bosse verantwortlich gemacht, ohne dass bisher ein triftiger Beweis vorgelegt worden wäre. All das mag verwunderlich klingen nach Stolpersteinverlegung 2009, Feier zum 70. Todestag Käte Bosses 2014 und Straßenumbenennung in „Bossestraße“ 2016. Doch jedesmal war den Ausrichtern der Gedenkfeiern daran gelegen, sog. für sie 'unumstößliche Wahrheiten' zu bekräftigen: 2009 verlas die Stolpersteininitiative4 die offizielle, jedoch irreführende Version der Trennung Paul Bosses vom Stift; 2014 ließ man einen Vertreter der jüdischen Gemeinde Dessaus an der Gedenkfeier teilnehmen, obwohl oft genug betont wurde, dass Käte Bosse Christin war: zur „Jüdin“ haben sie die Nazis gemacht – und „Jüdin“ soll sie nach Willen von Stadt und Kirche bleiben. Sie läßt sich so eindeutiger den „Holocaust“-Opfern zuordnen.5

Anfangs sollte erst zu Ehren von Paul Bosse, dann schließlich Ende 2016 zu Ehren der Familie Bosse eine Straße umbenannt werden – in Paul-Bosse- Straße wollte der Stadtrat sie wohl nicht umgetauft wissen. Auf der Zusatztafel wird Paul Bosse als langjähriger Chefarzt des Paul-Gerhardt-Stifts verschwiegen, als gelte immer noch, was Böhmer 1983 schrieb. Er bezeichnete das Verhalten Paul Bosses als für das Stift nicht länger hinnehmbar.6 So erscheint auf der Zusatztafel Paul Bosse neben seiner Frau (!) nur als „Klinikgründer der Bosse-Klinik“. Allen bisherigen Gedenkveranstaltungen wohnt zugleich etwas Vertuschendes inne. Kirche und Stadt sind noch weit entfernt von einer historisch korrekten Aufarbeitung, die Allen zur Ehre gereicht.

Bis in die 1970er Jahre 'begnügte' sich die Paul-Gerhardt-Stiftung damit, ihren Chefarzt vergessen zu machen: Seine besondere Leistung und sein besonderes Schicksal sollte unauffällig werden, indem man ihn einreihte in die Reihe der Chirurgen am Stift. Kommentarlos folgte auf Paul Bosse sein Nachfolger Fritz Korth, Partei- und späteres SS-Mitglied, der ihn mit Diffamierungen und Anzeigen überzog und der von Paul Bosse für die Verhaftung der Familie am 21.7.1944 mitverantwortlich gemacht wird. Diese Tatsache, dass ein Chefarzt am Paul-Gerhardt-Stift von 1936–1945 in seiner doppelten Funktion als Klinikarzt und SS-Mitglied gegen seinen Vorgänger und „jüdisch versippten“ Konkurrenten vorging, hat mit Sicherheit dazu beigetragen, sich nicht für die Aufklärung der dunklen Zeit einzusetzen, sondern an der Verfälschung der Geschichte zu arbeiten.

Die Paul-Gerhardt-Stiftung hat sich spätestens seit Ende der 1970er Jahre darum bemüht, einer 'neuen' Darstellung des Rauswurfes von Paul Bosse aus dem Paul-Gerhardt-Stift zum Durchbruch zu verhelfen. Noch 1979 war er in einem DEFA-Fernsehfilm als „Wohltäter der Stadt“ gerühmt worden. Die Tatsache des Rauswurfs ist deshalb so 'umkämpft', weil gerade vonseiten der Kirche und Stadt Wittenberg alles dafür getan wird, den Rauswurf durch eine Geschichtsfälschung unsichtbar werden zu lassen. Reichen die Voraussetzungen hierfür bis in die 1930er Jahre zurück, so wird dies erst in dem Geschichtsabriss von Wolfgang Böhmer (1978, 1983 und 1988), Chefarzt der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung des Paul-Gerhardtt-Stifts (1974- 1991), Minister (1991–1994) und MP von Sachsen-Anhalt (2002–2011) in einer konsistenten Erzählung erreicht. Diese Arbeiten wurden geschrieben, als die Abteilung Böhmers im Paul-Gerhardt-Stift in Konkurrenz zur übermächtigen Bosse-Klinik stand. Böhmers medizinhistorisches und sein berufliches Interesse verschmolzen mit dem der Evangelischen Kirche Wittenbergs zu einem gemeinsamen Projekt: Der Weißwaschung des Paul-Gerhardt-Stifts. Noch 2009 sollte, was durch unsere Intervention verhindert werden konnte, unverändert der Aufsatz Böhmers von 1988 nachgedruckt werden, der den Rauswurf dadurch unkenntlich zu machen versucht, dass er dem langjährigen Chefarzt Paul Bosse unterstellt, nur einen befristeten Arbeitsvertrag zu besitzen, der zudem auslaufe. Dieser „befristete Arbeitsvertrag“ ist eine Folge und Ausdruck des Unrechts ab 1933. Ihnen (Stadt, Kirche und Böhmer) war die Kontinuität in ihrer Argumentation mit der nationalsozialistischen Sprachregelung, wie es zur Trennung des Paul-Gerhardt-Stifts von seinem Chefarzt kam, angenehmer als das Eingeständnis eines Unrechts, in dem das Stift die Regie führte. Immer noch steht die historische Aufarbeitung im Schatten dieses Unrechts, eines raffiniert-trickreichen Täuschungsmanövers7, das mit einem juristischen Mantel kaschiert wurde: Das Äußern eines Bedauerns hierüber kann so unterbleiben. Das geht so weit, dass bei Böhmer antisemitische Klischees herhalten müssen, um Paul Bosse zu diffamieren – in einem Aufsatz, der im Auftrag des Paul-Gerhardt-Stifts im Lutherjahr 1983 erscheint und noch 2017 als Quelle empfohlen wird. Selbt die heutige Übereinkunft, den Rauswurf Paul Bosses nicht als solchen beim Namen zu nennen, sondern zu sagen, er sei 1935 entlassen worden, verschweigt bewußt, dass die Planung und Ausführung seines Rauswurfes bereits 1933 begann.

Die offizielle Version der Trennung Paul Bosses taucht in einem Brief vom 5.7.1935 der Oberin der Diakonissenschwestern am Paul-Gerhardt-Stift Berta Dahm auf:
"Viel mehr aber bewegt uns hier der Arztwechsel, der am 1. Januar [1936] vor sich gehen soll. Der Vertrag mit Dr. Bosse war ja abgelaufen (Fett nicht i.O.) und man wollte ihn nicht erneuern, weil seine nichtarische Frau hinderlich war im dritten Reich, und weil man überhaupt mit mancher Eigenschaft unseres Chefs nicht restlos zufrieden war. Man hatte den Vertrag im vorigen Jahr schon um ein Jahr verlängert, nun aber wurde er am 1.1.35 nicht erneuert, und das bedeutete also die Kündigung für Dr. Bosse."

Der seit 1922 bestehende Chefarzt-Vertrag zwischen Paul Bosse und der Paul-Gerhardt- Stiftung ist ein unbefristeter. Er war nach gut 2 Jahren Chefarzttätigkeit geschlossen worden, als man den ursprünglich (1920) befristeten in einen unbefristeten umwandelte. Die Umwandlung Ende 1933 – fast 12 Jahre später – in einen befristeten Vertrag ist nur unter den Machtverhältnissen des „Dritten Reichs“ möglich. Die Aussage der Oberin fasst Elemente des umgewandelten Vertrages („wurde am 1.1.35 nicht erneuert“) und des im April 1934 geschlossenen Auflösungsvertrages („der Vertrag war ja abgelaufen“) zusammen, die beide unter Zwang zustande gekommen sind.

Diese Beschreibung der Trennung des Paul-Gerhardt-Stifts von seinem Chefarzt durch die Oberin ist mindestens bis 2011 offizielle Version. Hinzugefügt wurde noch der durch den NS-OB ausgeübte Druck, dem sich die Paul-Gerhardt-Stiftung angeblich beugen musste, eine Absicherung gegen kritische Fragen. Wie wenig glaubhaft dies ist, wird durch die Chronologie der Kündigung deutlich. Langsam rückt man kommentarlos ab von dieser Version und läßt Paul Bosse 1935 aus dem Paul-Gerhardt-Stift ausscheiden.8

Lediglich von April 2011 – 2013 war eine historisch korrekte Beschreibung der Entfernung Paul Bosses aus dem Stift auf der Website der Paul-Gerhardt-Stiftung zu lesen (siehe Deskprint: Ausschnitt aus der Website). Sie wurde ersatz- und wortlos gestrichen, obwohl sie Ergebnis langwieriger Auseinandersetzungen mit der Paul-Gerhardt-Stiftung war.9 Zu nahe war sie wohl an der historischen Wahrheit. Die 2010 als Reaktion auf unsere Recherche (2010– 2014) eingesetzte historische Begutachtung der Vorstandsarbeit der Paul-Gerhardt-Stiftung 1919–1949 läßt weiterhin auf Ergebnisse warten. Genauso wird sich die von einigen Wittenbergern angestoßene und von der Stadt unterstützte Arbeit von Grabbe zur Geschichte Wittenbergs auch mit diesem Thema befassen. Bis jetzt, Januar 2017, sind keine Ergebnisse bekannt geworden, die unseren Erkundungen widersprochen haben, leider auch keine, die diese ergänzt hätten.


Nachtrag 23.5.2017

Das Buch „Heilen und Unheil“ von Helmut Bräutigam, dem von der Paul-Gerhardt-Stiftung beauftragten Historiker, steht nahtlos in der beschriebenen Tradition Wittenberger „Gedenkkultur“. Das Buch soll ein Gutachten über Paul Bosse sein.

Ein Gutachten, das in der Zeitung angekündigt wird unter dem Titel „Urteil: schuldig“ (siehe Mitteldeutsche Zeitung vom 04.02.2017 S. 9). Es muss nur die PGStung über das Ergebnis verwundert gewesen sein. Oder hatte sie bis jetzt wirklich geglaubt, Wittenberg und das PGSt seien von der „braunen Flut“ (Scholder) verschont geblieben? Oder hatten sie ihre eigenen Geschichtsfälschungen für bare Münze genommen und sind ihnen aufgesessen? Dass im „Dritten Reich“ ein „jüdisch versippter“ Chefarzt seinen Posten verliert, ist für damalige Zeiten alltäglich und heute nicht mehr aufregend, so sehr sich persönliche Tragödien dahinter verbergen. Das Resultat des Gutachtens gibt diesen Titel in der Zeitung nicht her.

Eine Überlegung führt hier weiter. Die historische Forschung der Wittenberger Ev. Kirche ist und soll eine Antwort auf unsere „unerwünschte Wahrheitssuche“ sein. Zu nahe waren wir den erwünschten Lügen für Kirche und Stadt gekommen, die insbesondere Wolfgang Böhmer als Chefarzt des PGSts im Auftrag der Stiftung verfasst und später mit der Autorität eines Ministers und MP vertreten hatte (siehe die Seite Wolfgang Böhmer en detail - ...).

Die zwei entscheidenden Ergebnisse des Gutachtens von Bräutigam sind die nach 7 Jahren Forschung getroffenen Feststellungen, Paul Bosse ist eindeutig allein wegen seiner „jüdischen Versippung“ aus dem PGSt geworfen worden und sein Vertrag von 1922 war ein 'unbefristet-befristeter' Anstellungsvertrag, der alle 6 Jahre auch von der PGStung gekündigt werden durfte (siehe die Seite Heilen und Unheil). Letzteres hatte schon Böhmer 1983 behauptet, wobei er die Rolle der „jüdischen Versippung“ bei dem Rauswurf ganz verschwieg (siehe Auszug aus Bömer 1983). 1988 musste er „die jüdische Frau“ wieder erwähnen, um nicht ganz unglaubwürdig zu erscheinen (siehe Auszug aus Böhmer 1988).

Bräutigam aber ist nicht eindeutig, denn die von ihm genannten „beruflichen Fehlleistungen“ Paul Bosses beurteilt er zwar als nicht so entscheidend, dass sich das PGSt hätte von ihm trennen wollen, andererseits führt seine gewollt falsche Bewertung des Vertrages von 1922 genau in die Richtung, die Böhmer 1988 eingeschlagen hatte: Es wird den Mutmaßungen des Lesers überlassen, welchen Reim er sich über den Rauswurf Paul Bosses aus dem Stift macht. 'Richtig verstanden' hat dies der Theologische Direktor der Paul-Gerhardt-Diakonie, der so zitiert wird, dass die „jüdische Versippung“ der Hauptgrund für die „Entfernung – formal: Nichtverlängerung seines Arbeitsvertrages –“ aus dem PGSt gewesen sei (6). Die Ähnlichkeit zu Böhmer (1988) ist frappierend: „Der auslaufende Arbeitsvertrag“ und „Die Gründe [für die Kündigung] waren vielschichtig“. Das erklärt auch die pathetische Ankündigung des Gutachtens am 4./5.2.2017, die zutreffender gelautet hätte: „Urteil: Freispruch für Böhmer“. Man wüsste gerne, warum dieses Urteil derartige Emotionen auslöst und nur in der kaschierten Form erscheinen kann. Ist das „Urteil: schuldig“ ein unbewusstes Eingeständnis der PGStung, das sie selbst trifft, auch heute noch immer wieder die Unwahrheit zu sagen?

Auf jeden Fall reiht sich das Gutachten von Bräutigam, das 2010 in Auftrag gegeben war, zu „heilen“ und nicht weiterhin „Unheil“ zu stiften, in die Reihe aktueller, vergifteter Gedenkkultur, aller vorgegebenen Wissenschaftlichkeit zum Trotz.


Literatur

Böhmer, Wolfgang, Das Krankenhaus PAUL-GERHARDT-STIFT im Wandel der Zeiten,
                               Maschinenschrift, Wittenberg 1978.
Böhmer, Wolfgang, Das Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift im Wandel der Zeiten,
                               in: Peter Gierra (Hg.), Impulse zur Diakonie in der Lutherstadt
                               Wittenberg, S. 40–104, Berlin 1983.
Böhmer, Wolfgang et al., Zur Geschichte des Wittenberger Gesundheits- und
                               Sozialwesens -Teil IV - Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts,                                         Lutherstadt Wittenberg 1988.
Böhmer, Wolfgang et al., Zur Geschichte des Wittenberger Gesundheits- und
                               Sozialwesens.- Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts,
                               in Böhmer, Wolfgang und Wurda, Andreas (Hrg.), Das heilkundige
                               Wittenberg, S. 226–327, Wittenberg 2009.
Dahm, Berta, Schwesternrundbriefe 1914–1940, unpubliziert.
Stummeyer, Detlev und Ute, Paul Bosse. Seine Klinik in Wittenberg. Unerwünschte
                               Wahrheitssuche, Norderstedt 2015.



1 So im Jahr 2013 der von uns hinzugezogene Historiker über vergangene und gegenwärtige Tricks im Zuge der historischen Aufarbeitung.
2 Im August 2009 verlas bei der Stolpersteinverlegung der damalige Probst Kasparick ein Schuldanerkenntnis. In seiner Allgemeinheit und zumal als Christen können sich nur schwerlich Paul und Käte Bosse darin finden. Seit Ende 2014 spätestens hat sich die Ev. Kirche aus der historischen Aufarbeitung verabschiedet und dies dem beauftragten Historiker überlassen.
3 Urbat, G., Aktennotiz vom 2.5.1939, Archiv EvDV H 306.
4 Acht Jahre Stolpersteininitiative haben nicht vermocht, dass Käte Bosse als Wittenberger Bürgerin erinnert wird. Stattdessen wird sie auch heute noch zu den „jüdische(n) Bürger(n)“ gerechnet: „Spurensucher ziehen Bilanz“, Mitteldeutsche Zeitung vom 15.11.2016,
5 So schreibt am 17.12.2016 nach der Feier zur Umbenennung in „Bossestraße“ die Mitteldeutsche Zeitung: „Holocaust in Wittenberg: Rosen an der Bossestraße 26 sollen verfolgte Familie ehren“. Dass dies nur mit tatkräftiger Unterstützung lokaler Nationalsozialisten möglich war, gerät leicht in Vergessenheit, denn der reichsweite Befehl zur Deportation von „Juden“ aus „privilegierten Mischehen“ erfolgte erst ½ Jahr nach ihrer Verhaftung und einen Monat nach ihrer Ermordung im KZ: Ihr Schicksal ist deshalb in Wittenberg einzigartig. Dieser Befehl des RSHAs vom 15.1.1945 wurde kurz vor Kriegsende nur unvollständig umgesetzt.
6 Böhmer, Wolfgang, Das Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift im Wandel der Zeiten, in: Impule zur Diakonie in der Lutherstadt Wittenberg, Berlin 1983, 40-103, hier S. 82.
7 Stummeyer, Detlev und Ute, Paul Bosse. Seine Klinik in Wittenberg. Unerwünschte Wahrheitssuche, Norderstedt 2015, S. 57–74.
8 Bei Grabbe (2015) heißt es: „Noch im selben Jahr, 1935, wurde Dr. Bosse entlassen, weil er mit einer Jüdin verheiratet war“. Dieser Brief läßt auch den Zeitpunkt der Gründung der Privatklinik im Unklaren (http://sitzungsdienst.wittenberg.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=14476&voselect =7682).
9 Die seit Ende 2013 neugestaltete Website der Paul-Gerhardt-Stiftung hat zwar eine Geschichtsseite, allerdings ist diese immer noch (Jan. 2017) leer. Eine neue Auflage der Weißwaschung?


bearb. 23.05.2017
URL: http://www.paul-und-kaete-bosse.de/pkb-aufarbeitung/pkb_aufarbeitung_luegen.html

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